The Playful Patient

Am 16.12. präsentierten die aktuellen Teams des GamesHub für Health / Life Science Heidelberg ihre Games-Lösungen für Prävention und Therapie im Betriebswerk Heidelberg

Zwei spielende Menschen mit VR-Brillen
Bild: Adobe Stock

Spielen macht Spaß und lässt die Zeit vergessen. Games sind populär und bergen auch für die therapeutische Anwendung große Potenziale. Laut dem game – Verband der deutschen Games-Branche ist rund die Hälfte der Deutschen an Games für die körperliche Fitness und Gesundheit interessiert oder hat sie schon genutzt. Welche Spiele hier passen und für welche Therapien Games einsetzbar sind, darum ging es bei der Veranstaltung „The Playful Patient – Wie Games Gesundheit fördern“ am 16. Dezember im Betriebswerk in Heidelberg.

Eingeladen hatten die MFG Baden-Württemberg mit dem Partnernetzwerk des GamesHub für Health / Life Science, bestehend aus der Stadt Heidelberg, dem Technologiepark Heidelberg, der Universität Heidelberg und der SRH Hochschule Heidelberg, dem Life Science Accelerator Baden-Württemberg, den Heidelberg Startup Partners e.V. und der Hochschule der Medien Stuttgart. Teilnehmende waren neben den aktuellen Teams des GamesHub Heidelberg Vertreter*innen aus der medizinischen Praxis, der Wissenschaft und Forschung, IT-Entwickler*innen und Games-Designer*innen.

Games-Branche trifft auf Gesundheitsbereich

In ihrem Impulsvortrag „Immersive Technologien im Gesundheitswesen“ zeigte Petra Dahm, Leiterin des Healthcare-Bereichs des Extended Reality Bavaria e.V. und Gründerin der StellDirVor GmbH, wie vielfältig die Anwendungsfelder von Spielen im Gesundheitsbereich sind und welche Technologien hier zum Einsatz kommen. „Ob in der Rehabilitation, für das Simulationstraining für Therapeut*innen, für Stressreduktion, Sprachtraining, Patientenaufklärung oder auch für die Krankenhausplanung – in diesen und weiteren Bereichen werden interaktive Gesundheitsanwendungen, die die Patient*innen motivieren und mobilisieren und zugleich Pflegende und Therapeut*innen entlasten immer wichtiger“, so Petra Dahm. Ganz wichtig bei der Wahl der Technologie wie Augmented oder Virtual Reality sei eine gute Nutzererfahrung. Um diese nutzerzentrierte Perspektive herstellen zu können, müssten neben den Therapeut*innen auch Storyteller*innen und Designer*innen frühzeitig in die Entwicklung miteinbezogen werden.

Katharina Pelka, Leiterin der Stabsstelle Kultur- und Kreativwirtschaft Heidelberg, verwies auf die Stärke der Stadt als hervorragender Hochschul- und Life Science-Standort, die Heidelberg auch zu einem idealen Standort für die Entwicklung von Games for Health mache. „Die innovative Games-Branche im Südwesten mit der starken Gesundheitswirtschaft im Land zu verbinden, das ist der USP des GamesHub Heidelberg, den wir weiter stärken wollen“, so Dr. Ellen Koban, Unitleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft der MFG.

GamesHubs Teams präsentieren ihre Prototypen

Drei der vier Teams aus dem GamesHub für Health  / Life Science Heidelberg präsentierten an Testinseln ihre aktuell entwickelten Prototypen und diskutierten mit einer Expert*innenrunde aus Wissenschaft und Praxis bestehend aus Prof. Dr. Jens-Uwe Hahn (Institut für Games der Hochschule der Medien Stuttgart), Prof. Dr. Jürgen Hesser (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg / Universitätsklinikum Mannheim), Dr. Anna Schönrock (augmented education GmbH) und Petra Dahm – die Potenziale ihrer Anwendungen. Dabei zeigte sich, wie wichtig der frühe Kontakt und intensiver Austausch der Entwickler*innen mit Anwender*innen ist, um passgenaue Lösungen für Patient*innen und behandelnde Therapeut*innen zu finden. Hier hilft es sehr, wenn Games-Entwickler*innen und Mediziner*innen von Beginn an – wie im GamesHub Heidelberg – in interdisziplinären Teams Prototypen für den Praxisalltag entwickeln und diese dort auch testen können.

„Gerade bei Gesundheitsanwendungen ist es für die Motivation der Patient*innen wichtig, dass die digitale Anwendung als richtiges Game erlebt wird“, so Prof. Hahn von der HdM. Bis zur Zulassung einer digitalen Anwendung ist es ein langer Weg und hier ist eine gute Begleitung und auch Förderung nach Auffassung der Teams zentral. Beides wird den Teams im GamesHub und durch das erweiterte Netzwerk in Heidelberg auch danach geboten.

In den beiden interaktiven Workshops, die von Prof. Benjamin Zierock, dem Projektkoordinator des GamesHub und Mareike Rimmler vom Gründer-Institut der SRH Hochschule konzipiert und moderiert wurden, konnten abschließend alle Teilnehmenden ihre Expertise einbringen. Hierbei zeigte sich, wie wichtig die Qualität der Serious Games ist, um die Patient*innen durch den Einsatz erfolgreicher Spielmechaniken nachhaltig zu motivieren.

Die aktuellen Teams im GamesHub Heidelberg und ihre Projekte

Ein gutes Beispiel für innovative Lösungen sind die aktuell im GamesHub für Health / Life Science Heidelberg entwickelten Games von vier interdisziplinären Teams:

Das ARIES-DELTA-Team ist ein internationales Team mit einem besonderen Interesse an tragbarer Robotik, Virtual Reality und 3D Sound. Zusammengefunden haben im GamesHub das ARIES Lab der Universität Heidelberg und das Unternehmen DELTA Soundworks sowie Games-Entwickler*innen der Hochschule der Medien. Das Team besteht aus Biomedizintechniker*innen, Maschinenbauingenieur*innen, Informatiker*innen, Games-Entwickler*innen, 3D Artist und Sounddesigner*innen. Das Projekt konzentriert sich auf die Anwendung bewegungsunterstützender Exosuits aus dem ARIES Lab in Verbindung mit Virtual Reality und immersivem Sound. Mit reizvollen Aufgaben will das konzipierte Game ältere, bewegungseingeschränkte Menschen in einer virtuellen Umgebung zu mehr Bewegung motivieren.

Das Team Becure entwickelt ein App-basiertes Serious Game, das Menschen in der Physiotherapie und Rehabilitation motivieren und gleichzeitig ein ferngesteuertes und personalisiertes Behandlungsprogramm ermöglichen soll. Die Anwendung wird auf mobilen Plattformen eingesetzt, die nur eine 2D-Kamera und KI verwenden und keine externe Kamera oder Sensoren benötigen.

Das Ich und die anderen setzt sich aus Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Experimentelle Psychologie“ in der Abteilung Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim, IT-Experten und Games-Entwickler*innen zusammen. Psychische Erkrankungen gehen häufig einher mit Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen und chronischer Einsamkeit. Diese Probleme stehen in Zusammenhang mit Verzerrungen bei der Wahrnehmung und Bewertung sozialer Signale. Mit dem entwickelten Game „SoZoo“ will das Team das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten bei einer weniger verzerrten Wahrnehmung sozialer Signale stärken. So lernen die Spielenden u.a., Gesichtsausdrücke besser einzuordnen und Informationen für sich besser zu nutzen.

Das Team BOOKPLAY aus Autor*innen, Illustrator*innen, Mediengestalter*innen und IT-Expert*innen entwickelt ein innovatives Konzept, das klassische Bücher auf ganz neue Art – mittels Augmented Reality und Minispielen – erlebbar macht. Dadurch sollen Abendroutinen in Familien verbessert werden, in denen bislang wenig oder nicht vorgelesen wird. Wichtig ist dem Team, dass die digitale Anwendung immer wieder zum analogen Buch und Lesen zurückführt.

Mehr zu den Teams und ihren Projekten gibt es hier.

Neue Ausschreibungsrunde im GamesHub Heidelberg

Nach Abschluss der erfolgreichen zweiten Runde im GamesHub Heidelberg wird das Programm 2023 fortgesetzt und durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg unterstützt. Die MFG Baden-Württemberg bietet mit dem GamesHub für Health / Life Science Heidelberg interdisziplinären Teams aus Forschenden, Mediziner*innen, Games-Entwickler*innen und Gründer*innen aus Baden-Württemberg die Möglichkeit, ihr Games-for-Health-Projekt im GamesHub Heidelberg zu entwickeln und bietet hierzu ein zielführendes Coaching- und Workshop-Programm.

Für die neue Auswahlrunde in 2023 werden erneut konkrete Bedarfe und „Challenges“ aus der therapeutischen Praxis gesucht, die im Einsatz und in der Entwicklung von Serious Games bedarfsorientierte Lösungen finden. Die MFG und ihre Partner im GamesHub unterstützen hierbei in einer ersten Findungsphase auch das Matching zwischen Themen und Akteur*innen, zwischen Games-Entwickler*innen, Wissenschaftler*innen und Therapeut*innen. Interessierte können sich schon jetzt bei Andrea Buchholz von der MFG melden.

Autorin: Angela Frank

Mehr Infos:

GamesHub für Health / Life Science Heidelberg
Flickr-Album zur Veranstaltung

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Kontakt

Dr. Andrea Buchholz
Dr. Andrea Buchholz

Leiterin Projektteam Talent- und Forschungsförderung

Unit Kultur- und Kreativwirtschaft